Was Sie unbedingt über Bankeinlagen wissen sollten

Kennen Sie das Risiko von Bankeinlagen (Guthaben auf Girokonten, Tages- und Festgeldkonten, Sparbücher)?

Es dürfte nicht viele Sachverhalte auf dem Gebiet der Privatanlegerfinanzen geben, bei denen die herrschende Meinung so daneben liegt wie bezüglich des Risikos von Bankeinlagen. Dies ist besonders bedenklich, weil Bankeinlagen (Guthaben auf Girokonten, Tages- oder Festgeldkonten, Sparbücher) mit rund 40% den größten Anteil liquider Anlagen der Deutschen ausmachen (Kommer, 2019, S. 62f.).

Bankguthaben sind für rationale, informierte Haushalte keine sinnvollen Anlagen!

Ausnahme 1:
Bankguthaben wie Girokonten sind dann als (nach Steuern, Kosten, Inflation und evtl. Verwahrentgelt) renditelose Geldanlage tolerierbar, wenn das entsprechende Bankguthaben maximal € 100.000,- pro Bank und Privatperson beträgt und in der EU vollumfänglich von der staatlichen Einlagesicherung erfasst und geschützt wird. Der garantierende Staat sollte ein Bonitäts-Rating von A+/A1 (fünftbeste Note) oder besser aufweisen, das Guthaben sollte in der „Heimatwährung“ des Anlegers lauten, so dass kein Wechselkursrisiko besteht.

Ausnahme 2:
Bankeinlagen oberhalb der staatlichen Einlagensicherung sind dann tolerierbar, wenn das betreffende Guthaben nur wenige Wochen auf dem Bankkonto zwischengeparkt wird, bevor es in ein renditeträchtiges und/ oder risikoärmeres Langfristig-Investment fließt. Auch hier sollte die Bank selbst ein Bonitätsrating von nicht schlechter als A+/A1 besitzen.

Warum sind Bankguthaben – soweit sie nicht in die beiden genannten Ausnahmen fallen – nahezu immer abzulehnen?

Die Gründe dafür kann man wie folgt zusammenfassen:

1. Ökonomisch betrachtet ist ein Bankguthaben ein ungesicherter Kredit vom Einleger (zum Beispiel einem Privathaushalt) an ein Finanzinstitut. Die Betonung liegt auf ungesichert. Zudem reicht der Einleger diesen ungesicherten Kredit (das Bankguthaben) an ein hochverschuldetes Unternehmen aus: die Bank. Der typische Fremdkapitalanteil am Gesamtkapital einer Bank beträgt 92 %. Das ist mehr als in allen anderen Branchen. Kein Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen kann dauerhaft mit einer so hohen Verschuldungsquote (neudeutsch „Leverage“) überleben. Soweit das Bankguthaben 100.000 € nicht überschreitet, ist das damit verknüpfte Risiko durch die staatliche Einlagensicherung vermutlich akzeptabel abgesichert, darüber hinaus jedoch nicht.

Die privaten Sicherungssysteme der drei Bankengruppen in Deutschland (Genossenschaftsbanken, öffentliche Banken und private Banken), die deutlich höhere Sicherungsgrenzen haben, bieten im Fall einer systematischen Bankenkrise, wie sie 2008/ 2009 in Deutschland und zeitgleich in vielen anderen Staaten ausbrach und wir sie es in den letzten 200 Jahren in vielen Ländern oder Regionen mehrfach gegeben hat, keinen hinreichenden Schutz. Dafür sind sie zu klein und schwach. Sie helfen lediglich dann zuverlässig, wenn eine oder wenige einzelne Banken außerhalb einer systemischen Krise umkippen.

2. Darüber hinaus stellte der Kredit (die Einlage auf dem Girokonto) aus der Sicht des Einlegers in vielen Fällen ein Klumpenrisiko dar. Der Einleger leiht sein Geld typischerweise an ein einzelnes Institut und nicht einer diversifizierten Gruppe von Banken, es sei denn, er teilt seine Anlagen auf mehrere Häuser auf – für sehr vermögende Privathaushalte ist das de facto nur schwer oder gar nicht möglich oder jedenfalls sehr arbeitsaufwendig.

3. Bankenpleiten waren wirtschaftsgeschichtlich in den letzten Jahrhunderten wie auch in den letzten 50 Jahren normal, wenngleich sie überwiegend nur in großen zeitlichen Abständen auftraten. „Bankenpleite“ bedeutet hier nicht unbedingt formal-rechtlichen Konkurs, sondern eine existenzielle wirtschaftliche Notlage, welche entweder staatliche Stützungsmaßnahmen nach sich zieht, die Übernahme durch einen Konkurrenten oder eben einen formalen Konkurs mit anschließender Liquidierung. In all diesen Fällen bedeutet „Pleite“, dass manche oder alle Kontoinhaber um die Rückzahlung ihrer Einlage über eine längere Zeit bangen müssen und/ oder tatsächliche Verluste erleiden. Die Aktionäre und Anleihengläubiger der betroffenen Bank werden in der Regel ein großen Teil ihres Investments verlieren. Zur Illustration ein paar Zahlen zu Bankenkrisen aus der jüngeren Vergangenheit: in den fünf Jahren von 2008-2012 gingen in den USA 465 (!) Banken unter (etwa 7 % aller Institute). Von 2006-2020 teilten in Deutschland mehr als ein Dutzend Banken dieses Schicksal, darunter die damals zweitgrößte und drittgrößte Bank wie auch die größte Immobilienbank, (Commerzbank, Dresdner Bank, Hypo Real Estate) sowie mehrere staatliche Landesbanken (HSH Nordbank). Es gab kaum ein Land in der EU das 2008/ 2009 keine allgemeine Bankenkrise erlebte. Auch die beiden größten Schweizer Bankhäuser UBS und Credit Suisse erlitten schwerste und aus damaliger Sicht existenzbedrohende Verluste („Beinahe-Konkurse“). Die Zeit um 2008 war jedoch kein einmaliger Sonderfall. Gravierende nationale Bankkrisen zwischen dem zweiten Weltkrieg und 2008 gab es in USA, Japan, Norwegen, Spanien, Schweden, der Schweiz und Großbritannien, um nur die bekannteren Fälle zu nennen. Die vier heute am kürzesten zurückliegenden deutschen Bankenpleiten sind die Maple Bank in Frankfurt/ Main (2016), das Bankhaus Wölbern in Hamburg (2016), die süddeutsche Aktienbank in Stuttgart (2017) und seit neustem die Greensill Bank und deren deutsche Tochter in Bremen (2020), wo viele deutsche Kommunen ihr Geld auf Festgeldkonten zwischengeparkt (und verloren) haben. In wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern sind Bankenkonkurse und -beinahekonkurse noch häufiger.

4. Unter Fachleuten und der deutschen Finanzaufsicht BaFin besteht Konsens darüber, dass sich der europäische Bankensektor und ganz besonders der deutsche von der großen Bankenkrise 2008 bis heute nicht wirklich erholt hat. Die durchschnittliche europäische Bank hat zu wenig Eigenkapital, zu viele faule Kredite in der Bilanz und ist vor allem in der heutigen Niedrigzinslandschaft chronisch unprofitabel. Die Gründe hierfür sind strukturelle Natur und werden deshalb in den nächsten Jahr nicht verschwinden. Man betrachte den Zustand des größten Bankhaus in Deutschland, der Deutschen Bank. Der Aktienkurs fiel zwischen Mai 2007 und November 2019 um über 90 %, ihr Bonitätsrating stürzte in diesem Zustand um fünf Stufen ab. Die Bank scheint sich in letzter Zeit wieder zu erholen, allerdings gab es auch in den letzten drei Jahren keine gravierenden Finanzkrisen.

5. Die manchmal von Privatanlegern geäußerte Überzeugung, dass die lokale Kleinbank sicherer sei als nationale oder internationale Banken, ist drollig naiv. Vermutlich rührt dieses Wunschdenken daher, dass entsprechende „Kleinpleiten“ nie im Spiegel oder der Tagesschau auftauchen, und / oder aus der Verwechslung von Vertrautheit mit Sicherheit – ein bekannter kognitiver Irrtum, dem bis zu einem gewissen Grad wohl jeder Mensch unterliegt. So sind seit 2010 in Deutschland über 250 rechtliche Banken verschwunden. Kleine Banken, die kein Rating haben, hätten typischerweise ein schlechtes. Die sogenannte Gewährträgerhaftung des Staates für öffentliche Banken in Deutschland (Sparkassen und Landesbank) wurde 2005 zu Recht abgeschafft, da unvereinbar mit EU-Wettbewerbsrecht.

6. Ob der Staat im Falle einer Bankenpleite Einlagen oberhalb der staatlichen Einlagensicherung von 100.000 € pro Einleger und Bank freiwillig ersetzen würde, darf man anzweifeln. Zum einen könnte der Start in einem systemischen Bankenkrise nicht ausreichend Mittel dazu haben, zum anderen lägen weniger als 5 % aller einzelnen Kontoguthaben oberhalb von 100.000 €. Aus der Sicht der meisten Politiker im Bundestag (ganz zu Schweigen von den zukünftigen bei Neuwahl im September 2021) würden die größeren Guthaben damit der bekanntlich nicht schützenswerden Minderheit der „Reichen“ gehören. Ein Rechtsanspruch auf ein solchen „Bail- out“ hätte sowieso niemand.

7. Mit Bankguthaben kann man nach Kosten, Steuern und Inflation nicht erst seit 2015 kein Vermögen bilden, man konnte das in den letzten 120 Jahren während des größten Teils der Zeit nicht.

Warum unterschätzen so viele Privatanleger das beträchtliche Gegenpartei – Risiko eines Bankguthabens?

In dieser wissenschaftlichen Arbeit von Gerd Kommer gibt es sechs Gründe, die aufzulisten jetzt den Rahmen dieser „Pfingst – E-Mail“ sprengen würden. Wir konzentrieren uns auf drei Gründe, warum ein Wertpapierdepot per se – bezogen auf evtl. Bankenkrisen und -pleiten – schon mal viel sicherer ist als ein Betrag über 100.000 € auf einem Girokonto oder Tages – bzw. Festgeldkonto.

Grund eins und Grund zwei sind recht banal: Mangelnde Kenntnis der Finanzgeschichte und urmenschliche Bequemlichkeit. Die meisten Privatanleger lesen keine Finanzbücher. Dort würde man eine schier endlose Serie von Bankenkrisen in den letzten Jahrhunderten, inklusive und vor allem der letzten 100 Jahre, finden. Und ja, Bankguthaben sind konkurrenzlos bequeme Investments. Sie erfordern kein Nachdenken und ihre Alternativen (zum Beispiel Geldmarktfonds oder kurzfristige Staatsanleihen) sind etwas weniger bequem und erscheinen vielen Menschen irgendwie kompliziert.

Grund drei: die Mehrzahl aller Privatanleger ist sich nicht im Klaren über den fundamentalen, strukturellen Vorteil eines Wertpapier – oder Fondsdepots gegenüber einem Bankguthaben. Bei einem Depot agiert die Bank lediglich als Verwahrstelle. Geht die Verwahrstelle pleite, spielt das für den Eigentümer der Papiere im Depot vermögensmäßig keine Rolle, wie es auch keine Rolle für die Eigentümer eines Bankschließfaches spielt, wenn die Schließfachbank in Konkurs gerät. Der Inhalt des Schließfaches und der Inhalt eines Depots fallen nicht in die Konkursmasse der Bank. Grundsätzlich anders verhält sich das bei einer Einlage wie eine Bankguthaben: sie ist im Pleitefall Teil der Konkursmasse und wenn die nicht groß genug ist, haben manche oder alle Einleger (die Gläubiger) ganz einfach Pech.

Fazit:

1. Konkurse und Beinahekonkurse einzelner Banken wie auch allgemeine Bankenkrisen traten in den letzten 200 Jahren in allen marktwirtschaftlichen Ländern auf. Sie sind eine (fast) normale Erscheinung der Marktwirtschaft, auch wenn sie weniger zahlreich und unregelmäßiger sind als Unternehmenskonkurse in anderen Branchen. Selbstverständlich wird es auch künftig einzelne Bankenkonkurse und nationale oder internationale Bankenkrisen geben. Eine neuerliche Bankenkrise in Deutschland und Europa in den kommenden Jahren lässt sich nicht ausschließen.

2. Rational, informierte Anleger werden Bankguthaben außerhalb der staatlichen Einlagensicherung nur für vorübergehende Geldparkzwecke bis circa drei Monate akzeptieren, weil alles andere zu risikoreich ist.

3. Negative reale Renditen der „risikofreien Anlagen“ nach Abzug von Inflation und Steuern waren in Ländern mit hoher Bonität während der letzten 120 Jahre überhaupt nicht ungewöhnlich. Nur waren die negativen Realzinsen aufgrund einer hohen Inflation versteckt und dadurch nur schwer erkennbar. Erst in letzter Zeit, durch Negativzinsen beziehungsweise den daraus resultierenden Verwahrentgelten vieler Banken bei höheren Beträgen, wird die negative reale Verzinsung von Bankguthaben klar deutlich.

4. Dass die risikofreie Anlage eine moderat negative reale Verzinsung aufweist, kann für rationale Anleger niemals der alleinige und nicht einmal der primäre Grund sein, diese Anlage gegen besser rentierende Anlagen mit offenen und versteckten Risiken auszutauschen.

5. Ohne ein gewisses Risiko geht es nicht, wobei sie in einem Wertpapierdepot zumindest vor Bankpleiten geschützt sind. Oder Sie investieren in entsprechende Sachwerte, vor allem Immobilien in guten Lagen, die ebenfalls eine attraktive reale Rendite versprechen, wenn der Einkaufspreis nicht mittlerweile viel zu hoch ist wie man in vielen Großstädten sieht.

Quelle: Kommer, Gerd (2019), Souverän investieren
Foto: shutterstock.com | 1732303393 | jitendra_raghav

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