Die Zinslüge

Wie deutsche Banken und Sparkassen mit Strafzinsen Geld verdienen.

Im Juni 2014 führte der damalige EZB-Präsident Mario Draghi Negativzinsen in Höhe von minus 0,1 Prozent für die Einlagen von Banken bei der Europäischen Zentralbank ein. Offiziell hieß es, dass diese nur für Banken, jedoch nicht für „die Leute“ gelten. Doch es dauerte nicht lange und die Deutsche Skatbank führte bereits im November desselben Jahres Negativzinsen für Privatkunden ein. Über die Jahre kamen immer mehr Banken hinzu und auch die anfänglich noch hohen Freibeträge, ab denen das sogenannte „Verwahrentgelt“ fällig wird, wurden immer weiter reduziert. So verlangt die Skatbank mittlerweile bereits für Gelder über 25.000 Euro ein Entgelt in Höhe von 0,5 Prozent pro Jahr. Was die Höhe der Strafverzinsung angeht legt die PSD Bank Rhein-Ruhr sogar noch eine Schippe drauf. Für Einlagen über 500.000 Euro verlangt die Bank 1 Prozent pro Jahr von ihren Kunden. Die Argumentation gegenüber den Kunden ist oftmals ähnlich. So würde man ja lediglich die Negativzinsen (aktuell minus 0,5 Prozent), die man selbst bei der EZB zahlen müsse, an die Kunden weiter reichen. Dass das in vielen Fällen nicht stimmen dürfte, sagt Niels Neuhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg:

„Die meisten Banken verdienen nicht schlecht mit den neuen Verwahrentgelten. Ihre Erträge aus den Negativzinsen sind meist viel höher als die an die EZB gezahlten Negativzinsen.“

Wie schaffen es die Banken, mit Negativzinsen noch Geld zu verdienen?

Die EZB räumt den Banken seit 2019 einen Freibetrag in Höhe des Sechsfachen der Mindestreserve ein. Diese Mindestreserve beträgt ein Prozent der täglich verfügbaren Kundeneinlagen der jeweiligen Bank. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Geldinstitute nicht bereits ab dem ersten Euro Zinsen an die EZB zahlen müssen, sondern erst für täglich verfügbare Kundeneinlagen, die 6 % übersteigen. Darüber hinaus verwahren die Banken lediglich einen kleinen Teil dieser Kundeneinlagen auch tatsächlich bei der EZB. Den größten Teil der Einlagen verleihen sie in der Regel in Form von Krediten. Die folgende Beispielrechnung zeigt, was Banken trotz Negativzinsen verdienen.

Es kommen jedoch noch weitere Zinseinnahmen für die Bank obendrauf. Denn wie vorhin bereits erwähnt, vergeben die Banken einen Großteil ihrer Kundeneinlagen wiederum als Kredit, wofür sie ebenfalls Zinsen erhalten. Es geht aber noch weiter: Im Rahmen der Corona-Pandemie hat die EZB zur Liquiditätsabsicherung der Banken die Refinanzierungsprogramme TLTRO (Targeted Longer Term Refinancing Operations) und PELTRO (Pandemic Emergency Longer Term Refinancing Operations) ins Leben gerufen. Die Banken dürfen sich demnach aus diesen Töpfen Gelder leihen. Hierfür müssen sie noch nicht einmal Zinsen an die EZB zahlen. Nein, sie erhalten sogar Zinsen in Höhe von 0,25 bis ein Prozent!

Unterm Strich verdienen die Banken also gleich dreifach: Sie bekommen Zinsen von der EZB, wenn sie Kredite aufnehmen, von ihren Kunden mit Sparguthaben und natürlich von ihren Kreditnehmern.

Sind auch Sie von Null- und Negativzinsen bei Ihrer Bank betroffen? Dann kontaktieren Sie uns und wir suchen für Sie nach alternativen Geldanlagemöglichkeiten.

Foto: shutterstock.com | 1356725531 © Bartolomiej Pietrzyk

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