Wir gratulieren zu 20 Jahren Immac
Interview mit Marcus H. Schiermann, Unternehmensgründer der Immac
Herr Schiermann, wie kam es vor 20 Jahren zur Gründung der IMMAC?
Die Idee ist eigentlich aus einer Notlage heraus entstanden. Ich war in der Fondskonzeption für andere Assetklassen tätig und erhielt zu Sonder-AfA-Zeiten das Angebot zum Erwerb eines Pflegeheimneubaus in den neuen Bundesländern. Ich entschied mich für eine Investition und dann ging alles schief: Die Baufirma wurde insolvent, der Betreiber, eine bekannte gemeinnützige Gruppe, auch. Das Eigenkapital war weg und es wurden sogar weitere Schulden mit der Bauruine gemacht.
Für mich brach seinerzeit eine Welt zusammen. Aber das Engagement weckte auch meinen Ehrgeiz und ich wollte wissen, wie der Markt funktioniert. So habe ich mich einige Zeit intensiv mit dem Markt beschäftigt, dessen Stärken und Schwächen kennengelernt. Es war und ist ein interessanter Markt. Aus den Fehlern habe ich gelernt und so wurde die Idee geboren, speziell in diesen Markt zu investieren – und möglichst alles richtig zu machen.
Wie haben Sie dann angefangen?
Anfangs waren wir ein kleines Team in einem kleinen Büro. Dort haben wir Konzept, Marketing und alles, was ein kleines Unternehmen braucht, selbst entwickelt. Auch den Namen und das Logo.
Wofür steht der Name IMMAC?
In der Ursprungsidee stand der Name für Immobilien- und Altenpflegeheim Consulting. Beraten (Consulting) haben wir gleichwohl nie und so ist der Name IMMAC zu einer Bildmarke geworden.
Was haben Sie seinerzeit unter ,,richtig machen” verstanden?
Die Idee war einerseits sachlich geprägt, andererseits subjektiv. Ich hatte mir viele Pflegeheime angeschaut und gesehen, mit welchem Elan und welcher Aufopferung die Mitarbeiter ihren Job machen. Das war kein Investmentmarkt für Spekulanten, es war ein hoch konservatives Geschäft und die Betreiber brauchten Investoren, die auch mit dem erforderlichen Eigenkapital die betriebsnotwendigen Immobilien finanzierten.
Durch die gedeckelten Tagessätze und Investitionskosten konnten viele Betreiber das nicht selbst tun. Mir war es wichtig, dass die Pachten vorsichtig und richtig – und für die Betreiber langfristig refinanzierbar – kalkuliert werden. Den Betreibern fehlte es seinerzeit an kaufmännischer Professionalität. Daher war mir ein leistungsfähiges Monitoring wichtig. So entstand das IMMACFRAM-System (PRAM = Financial risk analysis management).
Ein weiterer wichtiger Aspekt war für mich, dass ich nicht mehr in den seinerzeit sehr opportunistisch getriebenen neuen Bundesländern investieren wollte. Ich dachte mir, dass es eine gute Idee sei, solche Investitionen rein renditeorientiert zu kalkulieren.
Das ist das ehrlichste Modell, das keinerlei Sondereffekte berücksichtigt. Im Ergebnis war für mich somit „richtig”, einen nachhaltigen Pachtansatz zu finden und hierdurch den korrekten Preis für die Immobilie zu ermitteln, den Betrieb laufend beobachten zu können und eine einfache, klare Kalkulation für ein konservatives Investment zu entwickeln.
Wie haben Sie die ersten Fonds verkauft?
Ich bin selbst losgezogen und habe nach konservativen Investoren Ausschau gehalten. Meinen ersten Kunden bekam ich durch Kontaktherstellung über eine Steuerberaterin. Der Kunde ist heute noch immer daran beteiligt und das Heim läuft ausgezeichnet. Die Steuerberaterin ist mir bis heute treu geblieben und wurde eine meiner wichtigsten Beraterinnen, die später auch in den Aufsichtsrat berufen wurde.
Als die Sonder-AfA auslief, haben sich die Kunden und auch Vertriebspartner neu orientiert. Die Nachfrage nach Fonds in den alten Bundesländern stieg stark und so konnte ich zur Jahrtausendwende unseren heutigen CEO, Herrn Thomas Roth, als Vertriebsleiter gewinnen. Wir konzipierten den ersten Rendite-Publikumsfonds. Die Vertriebe mussten sich erst an diese neue Produktform gewöhnen, aber die Nachfrage stieg stetig. Unser Produkt war simpel: rein renditeorientiert, mit monatlichen Ausschüttungen versehen und durch Quartalsberichte für unsere Anleger hoch transparent. Nach ein paar Jahren war die Nachfrage permanent höher als das Fondsangebot.
Wie würden Sie die maßgeblichen Stationen der Unternehmensentwicklung charakterisieren?
In der Gründungsphase hatte ich ein kleines Team. Hiervon sind noch heute fast alle Kollegen im Unternehmen. Selbst unser erster Vorstand, Herr Peter Franke, der 2006 in den Ruhestand gegangen ist, hat dem Aufsichtsrat der Gruppe bis 2017 noch angehört. Die Gründerzeit war intensiv, die Woche hatte sieben Arbeitstage und die Telekom hat zur Gründungszeit das Internet und E-Mails in Deutschland eingeführt. 1999 kam der nächste große Schritt, unser erstes eigenes Büro für rund zehn Mitarbeiter. Unsere Mailings an Kunden druckten wir noch aus, haben sie selbst unterschrieben und kuvertiert. Auch die Briefmarke wurde noch selbst geklebt. Wir wuchsen weiter, implementierten unser eigenes Objektmanagement und Herr Roth baute den Vertrieb weiter aus. Fünf Jahre später zogen wir wieder um und hatten bereits über 20 Mitarbeiter. 2005 kam es dann zu unterschiedlichen Interessen im Gründerkreis.
Ich gründete das Unternehmen mit meinem damaligen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater und wir hatten eine enge Partnerschaft. Aber wir waren auch zwei „Alphatiere“ und die gemeinsame Richtung stimmte nicht mehr. Wir einigten uns, ich erwarb seine Anteile und führte das Unternehmen fortan allein weiter. Zu diesem Zeitpunkt begann dann unser stärkstes Wachstum und IMMAC expandierte ab 2007 nach Österreich. IMMAC entwickelte, auf den Erfahrungen in Österreich basierend, die Strategie, auch zukünftig weiter im Ausland zu expandieren. So wurde 2009 eine Niederlassung in London für Investitionen in England gegründet. Wegen der Finanz- und Bankenkrise war der Start dort weniger erfolgreich. Allerdings entwickelt sich der Markt – trotz Brexit – heute wieder, allerdings vorwiegend für institutionelle Investoren, die IMMAC in England begleitet.
Der größte Schritt wurde wohl 2012 gegangen. Das europäische AIFMGesetz und in Deutschland das neue Kapitalanlagegesetzbuch erforderten für die Fortführung des Geschäftsmodelles eine Kapitalverwaltungsgesellschaft, die vollständig gesetzlich reguliert ist. So wurde die Konzernschwester HKA Hanseatische Kapitalverwaltungsgesellschaft gegründet. Diese konzipiert und verwaltet seit 2013 eine neue Generation von geschlossenen Fonds, die neuen AIFs. Die Herausforderung war für unsere Gruppe sehr groß und wir haben sie mit der ersten in Deutschland lizenzierten Kapitalverwaltungsgesellschaft sehr erfolgreich umgesetzt.
Welche weiteren Gründe sehen Sie für den Erfolg der IMMAC?
Neben der klaren Investitions- und Produktstrategie benötigt es eine solide Finanzausstattung und ein wirklich gutes, sich immer wieder neu erfindendes Team. Heute arbeiten rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im In- und Ausland für unsere Gruppe, dabei konnte der familiäre Charakter auch heute weitgehend erhalten werden. Dennoch haben wir über die Jahre auch viel gelernt. Die Anforderungen an unsere IT-Systeme, die regulierten Prozesse und das autarke Arbeiten in Abteilungen machen ein Unternehmen insbesondere für die Zukunft fit. Insgesamt hat die Regulierungszeit unsere Branche und auch die Mitarbeiter stark professionalisiert.
Unsere strategischen Entscheidungen treffen wir heute aber noch immer in kleiner Runde. Mir war es hierbei wichtig, sehr leistungsfähige Aufsichtsgremien zu haben. Aufsichtsrat und Investitionsausschuss unserer Gruppe bestehen aus langjährigen Wegbegleitern, welche die Qualitätsphilosophie teilen und fachlich sehr gut einschätzen können, was wir tun.
Förderungen spielen in Ihrem Leben eine große Rolle. Was haben wir hier zu erwarten?
Nichts Neues! Unsere Förderungen waren immer auf die Bereiche Soziales, Kultur und Musik sowie den Segelsport konzentriert. Von diesen Bereichen verstehen wir auch viel und daher werden wir uns auch in Zukunft nur hier weiter engagieren. Unsere Kunden gehen den Weg auch mit und profitieren ebenfalls hiervon, sei es bei Konzerten, neuen Musik-CDs oder gemeinsamen Events im Segelsport. Herr Schiermann, vielen Dank für diese sehr offenen Einblicke. Wir gratulieren zum Jubiläum und freuen uns auf viele weitere gemeinsame Jahre. Das Interview führte Matthias Graf zu Castell-Rüdenhausen.
Quelle: Die Hanseatische Kompakt (Ausgabe September 2017)
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